Beim Disc Golf werden verschiedene Wurfscheiben für unterschiedliche Anwendungsfälle verwendet, ähnlich wie der Ball-Golfer ein ganzes Schläger-Set mit auf die Runde nimmt.
Grundsätzlich unterteilt man die Wurfscheiben in verschiedene Distanzklassen:
–> Putt & Approach Disc: für das „Versenken“ in den Korb ( = Putten ) sowie für Annäherungswürfe, aber auch mittlere Distanzen
[schmaler Rand, ähnlich wie eine Frisbee, nur kleiner im Durchmesser]
–> Midrange Disc: für mittellange Distanzen
[etwas breiterer Rand, bereits etwas stromlinienförmiger]
–> Distance Driver: für lange Distanzen
[breiter Rand, sehr stromlinienförmig, flach]
Distance Driver werden zudem in sogenannte „Fairway-Driver“ (auch Control Driver) sowie „High Speed Driver“ (auch Long Distance Driver) unterteilt.
Warum gibt es so viele Modelle zur Auswahl ?:
Abgesehen von einer Auswahl an Kunststoffen, die unterschiedliche Haltbarkeit sowie individuelles Griffgefühl anbieten, spielen die verschiedenen Flugeigenschaften die Hauptrolle.
Es gibt die Begriffe
– UNDERSTABLE- / STABLE- / OVERSTABLE – Scheibe (Disc)
– High-Speed-TURN
– Low-Speed-FADE
zusammengefasst im folgenden Bild:
(Anmerkung: LinshänderInnen müssen seitenverkehrt denken).
Unter Voraussetzung eines zu Beginn gerade geworfenen Backhand-Wurfes mit ausreichend hoher Geschwindigkeit von einem erfahrenen Spieler durchgeführt, fliegt eine Understable-Scheibe die längste Zeit eine Kurve nach rechts, sie hat einen stark ausgeprägten High-Speed-Turn. Eine Stable-Scheibe fliegt lange Zeit gerade, eine Overstable-Scheibe fliegt eine Kurve nach links.
Gegen Ende, wenn die Geschwindigkeit und der Drall entsprechend abnimmt, beginnt jede Scheibe individuell unterschiedlich stark nach links abzudriften (Low-Speed-Fade), Hochgeschwindigkeitsscheiben stärker als langsame Modelle, sowie Overstable-Scheiben stärker als Understable-Scheiben. Sehr gute Spieler schaffen es, durch perfekte Technik – insbesondere hohen Drall, welcher die Scheibe stabilisiert – diesen Low-Speed-Fade generell zu schwächen bzw. in Kombination mit Stable- und insbesondere Understable-Scheiben gar zu eliminieren, die Scheibe also bis zur Landung geradeaus fliegen zu lassen.
Understable-Scheiben fliegen weiter als Overstable-Scheiben, bezogen auf die gleiche Geschwindigkeitsklasse. Das obere Profil einer Understable-Scheibe ist speziell im äußeren Bereich gewölbter geformt, unter anderem ist dadurch der Auftrieb stärker ausgeprägt (auch „GLIDE“ genannt). Eine Overstable-Scheibe ist im oberen äußeren Bereich flacher geformt, die Außenkante ist zudem typischerweise weiter oben.
Wieso fliegt meine Understable-Scheibe, insbesondere ein Driver, immer so stark nach links ?
Die Herstellerangaben sind auf gute bis sehr gute Spieler bezogen. Ein Anfänger kann die Scheibe bei weitem noch nicht so beschleunigen wie Experten, dementsprechend nahe befindet sich die Scheibe bei dessen Wurf bereits im (Low-Speed)-FADE-Bereich (vgl. Grafik zuvor), soll heißen die Scheibe driftet aufgrund der fehlenden Geschwindigkeit sehr bald nach links ab.
Zur Veranschaulichung folgendes Beispiel (anfänglich gerader Wurf, Understable-Scheibe):
Wenn man also untereinander über Flugeigenschaften von Scheiben diskutiert, sollte man das individuell unterschiedliche Können beachten ! Anfänger sprechen z.B. gerne von Overstable-Verhalten, obwohl die Scheibe laut Herstellerangabe understable sind und von Experten auch entsprechend geworfen werden.
Zudem kommt, dass falsche Technik dieses baldige Abdriften nach links meist fördert. Besonders charakteristisch ist der sogenannte „Air Bounce„, das sind jene Würfe, die ungewollt hochsteigen und das Abdriften nach links geradezu provozieren.
Was passiert bei Gegenwind ?
Die Scheibe wird nach rechts gedrängt, je stärker der Gegenwind, desto intensiver. Man kann also sagen, sie tendiert Richtung Understable-Verhalten.
Folgende Grafik veranschaulicht dies:
- Overstable-Scheiben neigen Richtung Stable-Verhalten.
- Stable-Scheiben neigen Richtung Understable-Verhalten.
- Understable-Scheiben fliegen übermäßig understable (oft mit einem Absturz verbunden)
Will man bei Gegenwind geradeaus werfen, sollte man bei der Scheibenwahl Richtung Overstable gehen, je stärker der Gegenwind desto eindringlicher diese Empfehlung. Wer es bei Gegenwind mit einer Understable-Scheibe versucht, kann böse scheitern (starkes Abbiegen nach rechts).
Genau umgekehrt verhält es sich bei Rückenwind:
- Understable-Scheiben fliegen stable.
- Stable-Scheiben fliegen overstable.
- Overstable-Scheiben fliegen übermäßig overstable.
Will man mit Rückenwind also geradeaus werfen, sollte man eine Understable-Scheibe wählen.
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Ein genereller Tipp bei Wind: mit etwas langsameren Scheiben und möglichst flach werfen.
Das Gewicht einer Scheibe spielt insofern eine Rolle, dass schwere Scheiben weniger anfällig bei Wind sind, dafür aber nicht ganz so weit fliegen wie leichte Scheiben.
Gute Spieler verzichten gerne auf Extra-Wurfweite zugunsten der Sicherheit.
Erwähnenswert ist eine neue Technologie mit feinen eingeschlossenen Gasbläschen im Material, damit werden sehr leichte Scheiben mit unverändertem Profil hergestellt.
Unter „schwer“ verstehen die meisten Spieler ein Gewicht ≥ 170 Gramm. Mittlerweile gibt es Scheiben runter bis 135 Gramm.
Was passiert bei Bergauf-Würfen ?
Nachdem selbstverständlich auch die Schwerkraft wirksam ist, verliert die Scheibe bei Bergauf-Würfen rascher ihre Geschwindigkeit. Die Wirkung des High-Speed-TURNs (siehe oben) nimmt schneller ab, somit können Understable-Scheiben ihr angestammtes Flugverhalten, nämlich eine Kurve nach rechts zu fliegen, nicht so entfalten.
Möchte man also bergauf gerade werfen, ist eine Understable-Scheibe empfehlenswert, je steiler bergauf desto stärker ausgeprägt.
Um Distanz zu gewinnen, sind für Bergauf-Würfe insbesondere leichte Scheiben geeignet. Die tendenziell geringere Stabilität (Windanfälligkeit, …) leichterer Scheiben kommt bei Bergauf-Würfen nicht so zum Tragen.
Was passiert bei Bergab-Würfen ?
Die Schwerkraft bewirkt, dass sich die dem Hang entlang nach unten geworfene Scheibe viel länger in einem hohen Geschwindigkeitsbereich befindet. Eine Understable-Scheibe beispielsweise würde ihr angestammtes Flugverhalten, nämlich eine Kurve nach rechts zu fliegen, so richtig auskosten, oft verbunden mit fatalen Folgen. Understable-Scheiben bergab zu werfen ist also eine höchst unsichere Sache.
Bergab sind schwerere Scheiben zu empfehlen.
Man kann bergab mit Midrange- aber auch P&A-Scheiben – überraschend weit werfen. Das kommt dann gerne zur Anwendung, wenn beispielsweise in einer Waldschneise bis zum Ende gerade nach unten geworfen werden muss. Und/Oder das Ziel steht bereits in einer Ebene, ein weites Überwerfen ist schwerer möglich.
Andererseits werden gerne Overstable-Scheiben verwendet, wenn man Platz zur Verfügung hat, das Gelände also offen ist. Rechtshänder werfen ausreichend weit nach rechts ab und lassen die Scheibe in einer langgezogenen Linkskurve zum Ziel fliegen, am Ende stürzt die Scheibe richtiggehend ab. Die Wurfdistanz kann so besser kontrolliert werden, weil ein ausgeprägtes Schweben der Scheibe unterbunden wird.
Empfehlungen für Anfänger:
Anfängern ist anzuraten, mit langsameren Stable- bis Understable-Scheiben zu beginnen. Zudem sollte man nicht in der höchsten Gewichtsklasse starten.
Wer total unerfahren ist bzw. sich anfangs nicht leicht tut: nur Putt&Approach-Scheibe.
Wer bereits Frisbee-Erfahrung hat und auch schon gerade werfen kann: P&A- und Midrange-Scheibe.
Wer echtes Talent zeigt: P&A-, Midrange-Scheibe, Fairway-Driver.
Viele Anfänger erliegen der Versuchung, mit High-Speed-Drivern Wurfweite gewinnen zu wollen. Dies kann ab und zu gelingen, aber in den meisten Fällen sind schlechte Resultate zu beobachten und man lernt sich garantiert eine falsche Technik ein.
Wem die Scheibe dauernd stark nach links kippt, sollte umgehend zu langsameren Scheiben greifen !